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Fotografie

world in a room

Brunhildstr. 7
10829 Berlin

Öffnungszeiten:

Fr und Sa: 14.00 - 18.00 Uhr

Zur Schöneberger Art
Sonnabend, 1. November, 14.00 - 20.00 Uhr
Sonntag, 2. November, 12.00 - 18.00 Uhr

Sein und Werden

worldin a room ist ein Projektraum der auf die Förderung von aktueller Fotografie spezialisiert ist. Der Projektraum macht Fotografie – besonders in Zeiten virtueller Welten – wieder physisch erfahrbar und setzt einen Akzent im realen Raum. Konzeptueller Schwerpunkt sind thematisch orientierte Fotoarbeiten, die sich bevorzugt mit gesellschaftlichen oder sozialen Themen auseinandersetzen. Die Vermittlung von Fotografie ist ein besonderes Anliegen von world in aroom. Die Kommunikation über die gezeigten Arbeiten hat dabei große Bedeutung. Die Möblierung der Galerie mit Sofa und Sitzgelegenheiten steht sinnbildlich dafür und soll dazu einladen, sich in Ruhe mit den Arbeiten zu beschäftigen und darüber Gespräche zu führen. Bei Künstlergesprächen können sich Besucher zu den Werken informieren und sich dabei mit den Fotografen oder Musikern austauschen.

Sein und Werden



Andrea Duran: Mi hermana tiene miedo del fin del mundo
Oded Wagenstein: Like Last Year’s Snow
Doro Zinn: Future Kids

Ausstellung vom  01.11.25 bis 14.02.26 
Freitag 14:00 bis 17:00
Samstag 14:00 bis 18:00

Im Zentrum dieser Ausstellung stehen die transformierenden Kräfte, die unser Leben prägen. Sie verbinden das Sichtbare mit dem Unsichtbaren und das Rationale mit dem Paradoxen. Wie können Verbindungen entstehen, und wo führt die Suche nach Zugehörigkeit zu Spannungen? Wo offenbaren sich die Magie und die Absurdität des Alltags? FREELENS Young Professionals und Fotograf*innen der Hamburg Portfolio Review werfen einen Blick auf die Rituale, Widersprüche und verborgenen Kräfte, die unser menschliches Dasein formen.
Durch fragmentarische Ansätze und visuelle Erzählungen der Arbeit von 'Andrea Duran, Oded Wagenstein, Doro Zinn, wird die Ausstellung zu einem Dialog über die Komplexität des menschlichen Lebens. Sie ist eine Einladung, neue Perspektiven zu entdecken, gesellschaftliche Realitäten zu hinterfragen und die facettenreiche Natur unserer gemeinsamen Existenz anzunehmen.
Der FREELENS e.V. wurde 1995 von 128 Fotojournalist*innen gegründet, um der fortschreitenden Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für Fotograf*innen entgegenzuwirken. Heute zählt der Berufsverband rund 2.100 Mitglieder und ist damit die größte Organisation für professionelle Fotograf*innen in Deutschland.
Ausstellung unterstützt von FREELENS & Hamburg Portfolio Review

Andrea Duran: Mi hermana tiene miedo del fin del mundo

Andrea Durán untersucht ein zutiefst persönliches und doch universell gültiges Thema anhand eines visuellen und textuellen Dialogs mit ihrer Schwester, die während ihrer Jugend eine intensive Angst vor dem Weltuntergang entwickelte. Ausgelöst durch alarmierende Medienberichte und wissenschaftliche Prognosen zur Klimakrise wurde diese Angst zu einer Linse, durch die Durán die Ängste, die Vorstellungskraft und die Rebellion ihrer Generation untersucht. Das Werk verbindet Fotografien mit Auszügen aus den Tagebüchern ihrer Schwester und aktuellen Gesprächen und bewegt sich zwischen Fiktion und Realität, wobei es einen Raum aufzeigt, in dem Angst zum Katalysator für Hinterfragen und Veränderung wird. Duráns Bilder fangen flüchtige Eindrücke ein: künstliches Licht, veränderte Farben und kleine Tiere, die sich in veränderten Ökosystemen zurechtfinden müssen. In diesen poetischen Fragmenten ist die Apokalypse kein Spektakel, sondern ein langsamer Zerfall, der bereits im Gange ist – eine Welt, in der Motten unter neonfarbenen Himmeln die Orientierung verlieren und die Sonne immer näher rückt.

Doro Zinn: Future Kids

Leila, Coco, Mo und İlhan sind vier junge Menschen, die als Kinder muslimischer Einwanderer aus der Türkei bzw. Palästina in Deutschland aufgewachsen sind. Seit 2016 arbeitet Doro Zinn mit ihnen an Fragen der Identität, Zugehörigkeit und Repräsentation. Sie navigieren durch Identitäten, die von Migrationsgeschichten und zeitgenössischen Realitäten geprägt sind, und bewegen sich dabei zwischen gentrifizierten Stadtvierteln und Hochhäusern, Hip-Hop und Tradition, Sozialleistungen und Glauben. Ihre Eltern kamen als sogenannte Gastarbeiter:innen nach Deutschland – als Teil der Nachkriegsarbeitskraft, die nie bleiben sollte. Während einige Migrantengemeinschaften nach und nach in das soziale Gefüge Deutschlands integriert wurden, sehen sich Millionen von Muslimen bis heute systematischer Ausgrenzung und Rassismus ausgesetzt. Durch Dokumentarfotografie, intime Porträts, Archivmaterial und persönliche Beiträge der Protagonist*innen – darunter Texte und Rap-Songs – schafft Zinn eine vielschichtige Erzählung. Gemeinsam mit Leila, Coco, Mo und İlhan hinterfragt sie überlieferte Stereotypen und fordert Raum für differenziertere, selbst definierte Geschichten einer Generation, über die oft gesprochen wird, die aber selten zu Wort kommt.

Oded Wagenstein: Like Last Year’s Snow

In dem abgelegenen Dorf Yar-Sale in Nordsibirien traf Oded Wagenstein auf eine Gruppe älterer Frauen, die einst Teil einer nomadischen Gemeinschaft von Rentierzüchtern waren. Jetzt leben sie im Alter in der Einsamkeit, getrennt von der Natur und den Traditionen, die einst ihr Leben geprägt haben. Um das Dorf zu erreichen, muss man einen Flug nehmen und anschließend eine 60-stündige Zugfahrt von Moskau aus sowie eine siebenstündige Fahrt über einen gefrorenen Fluss zurücklegen. Über viele Tage und unzählige Tassen Tee hinweg erzählten die Frauen ihre Geschichten, sangen Wiegenlieder und sprachen über ihre Sehnsüchte – Fragmente einer Lebensweise, die zunehmend verschwindet. Wagensteins Arbeit befasst sich hauptsächlich mit dem Thema des Älterwerdens und älteren Menschen in verschiedenen Gesellschaften. In dieser Serie kombiniert er Porträts der Frauen mit Bildern der Landschaft, in der sie einst lebten. Erinnerungen und gegenwärtige Realitäten verflechten sich und bieten ein visuelles Zeugnis für ein Leben im Wandel. Der aus einem jiddischen Ausdruck stammende Titel, der etwas nicht mehr Relevantes bedeutet, widerspricht sich sanft selbst und betont, dass diese Frauen und ihre Geschichten immer noch wichtig sind.